Österreichs “YouTube Star” Michael Buchinger im Interview

Er hat 37.000 Abonennten auf YouTube, 20.000 Facebook Fans, 9.000 Follower auf Instagram und 5.000 auf Twitter: Michael Buchinger.

Er selbst beschreibt sich als „Kolumnist in seinen frühen Zwanzigern“. Andere nennen ihn „Österreichs erfolgreichsten YouTuber“. Oder wie es YouTube-Sprecherin Mounira Latrache ausdrückt: „Michael Buchinger gehört definitiv zu den Stars der Szene“.

Sein erfolgreichstes Video „Was wäre, wenn Facebook das reale Leben wäre?“ wurde 1,2 Mio Mal abgespielt. Die meisten seiner Episoden schaffen’s auf 10.000-30.000 Views. Eine Reichweite, von der viele heimische Unternehmen nur träumen (oder sich mit Ads erkaufen müssen).

Ich habe Michael Buchinger für Digitalschmankerl ein paar Fragen gestellt. Hier sind seine Antworten:

Du wirst gern als „Österreichs erfolgreichster YouTuber“ tituliert. Wie erklärst du dir deinen Erfolg? War das alles harte Arbeit oder war da auch ein Quäntchen Glück mit im Spiel?
Es war definitiv viel Glück im Spiel! Zum Beispiel hätte ich bei all meinen viralen Videos, die in relativ kurzer Zeit sehr viele Aufrufe bekommen haben, nie gedacht, dass sie Erfolg haben würden. Für „Wenn Schwule das sagen würden, was Heteros sagen“ habe ich nichtmal eine Stunde gebraucht. Das war wirklich keine harte Arbeit und ich hätte auch nie mit dem Erfolg gerechnet, den das Video im Endeffekt hatte! Wirklich “harte Arbeit” ist meiner Meinung nach, über mehrere Jahre hinweg regelmäßig interessante Videos von guter Qualität zu produzieren. Ich bemühe mich, nicht daran zu scheitern.

Welche 3 Punkte sind deiner Meinung nach ausschlaggebend für deine Reichweite? Investierst du in YouTube Ads oder kommen all deine Views rein organisch zustande?
Ich investiere nicht in YouTube Ads und glaube, dass Regelmäßigkeit, Authentizität und Aktualität sehr wichtig sind. Wenn die Leute wissen, dass bei mir jeden Freitag um 16:00 ein Video kommt, abonnieren sie mich eher, als wenn ich unregelmäßig uploade. Ich glaube, man würde es auch merken, wenn ich mich in meinen Videos anders verhalten würde, als im “realen Leben”, daher probiere ich das gar nicht erst. Zudem kann es nie schaden, aktuelle Gesellschafts-Themen aufzugreifen. Idealerweise auch Themen, die für relativ lange Zeit relevant bleiben werden – ein Halloween-Video wird sich im Hochsommer wohl kaum jemand ansehen.

Michael Buchinger Videos

Sind die meisten deiner Abonnenten / Fans / Follower aus Österreich oder bist du in anderen Ländern erfolgreicher?
Ja, mehr als die Hälfte sind aus Österreich und der Rest setzt sich zum Großteil aus Zusehern aus Deutschland und der Schweiz zusammen.

Wie viel Zeit investiert du ca. pro Woche in deinen Web-Auftritt? Was motiviert dich, so viel Zeit in deine Channels zu investieren?
Für YouTube selbst investiere ich ca. 15 Stunden in der Woche. Dazu zählen Dinge wie mir Video-Konzepte zu überlegen und diese Videos zu drehen, zu schneiden und online zu stellen, was insgesamt oft bis zu 6 Stunden pro Video in Anspruch nimmt. Ich mache zwei Videos die Woche. Viel Zeit investiere ich auch darin, auf Kommentare zu meinen Videos oder Mails zu antworten.

Machst du alles selbst – Text, Grafik, Schnitt … – oder hast du Unterstützung?
Ja! Allerdings kommt es immer öfter vor, dass ich meinen Freund bitte, für mich zu filmen. Besonders bei Koch-Videos ist es eine große Erleichterung, sich nicht ständig selbst um die Kamera-Einstellungen kümmern zu müssen, während man auch aufpassen muss, dass das Gericht nicht anbrennt.

Wie wichtig ist es dir, mit deinen Videos Geld zu verdienen? Ist es dein Ziel, irgendwann davon leben zu können?
Es heißt doch immer, man solle das, was einem am meisten Freude bereitet, zu seinem Beruf machen. Von dem her ist es schon mein Ziel, von YouTube leben zu können, wobei ich es sehr wichtig finde, sich nicht zu sehr von den Geld-Einnahmen beeinflussen zu lassen. Ich weiß zum Beispiel, dass mir 10-minütige Videos mehr Geld bringen als 5-minütige Videos – trotzdem halte ich meine Videos immer so kurz wie möglich, weil ich nicht möchte, dass sie langatmig sind.

Gibt es deiner Meinung nach eine rege „YouTube Szene“ in Österreich? Oder siehst du dich als Österreichs einzigen „YouTube Star“? (Falls nein, wen gibt’s da noch? Wer sind deiner Meinung nach Österreichs erfolgreichste YouTuber?)
Die YouTube Szene in Österreich ist noch relativ klein, aber sie existiert und ich glaube auch, dass sie in den kommenden Jahren noch stark wachsen wird. Ich stehe im regelmäßigen Kontakt zu meiner Freundin und Kollegin Madeleine von DariaDaria (Blog und YouTube-Kanal), die wirklich ein gutes Gespür für die Video-Produktion hat. Die meisten Abonnenten in Österreich hat, soweit ich weiß, JuriEntertainerTV.

Michael Buchinger Videos

Was macht für dich einen erfolgreichen YouTuber aus? Hat jede/r das Zeug dazu?
Ich glaube schon, dass es wichtig ist, ein relativ offener Mensch zu sein, der gut und gerne Geschichten erzählt. Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als einen YouTuber, der einfach nicht zum Punkt kommt und das, was er in einem 5 Minuten-Video sagen hätte können, auf ein 20 Minuten-Video ausdehnt. Da fühle ich mich als Zuseher ein bisschen veräppelt. Natürlich sollte man auch ein bisschen Gespür für Kamera-Einstellungen und Schnitt haben, aber ich glaube diese Dinge kann man auch erlernen.

Ich hab gelesen, du bekommst immer wieder Liebesbriefe. Inzwischen auch von Unternehmen? Oder anders gefragt: Wie stehst du zu Unternehmenskooperationen? Kriegst du viele Anfragen?
Ich bekomme schon einige Kooperations-Anfragen von Unternehmen, aber es ist mir immer wichtig, dass sich eine Kooperation so natürlich wie möglich anfühlt – am besten so, als hätte sie meine eigene Idee sein können. Ich halte zum Beispiel nichts davon, in meinen Videos Werbung für Energy Drinks zu machen, weil ich die generell einfach nicht gerne trinke. Außerdem ist es mir wichtig, dass mir ein Unternehmen viel kreativen Freiraum lässt – in meinen Videos bin ich meistens lustig und sarkastisch und einmal wurde ich gebeten, für eine Kooperation bitte nicht so zu sein. Aus diesem Deal ist im Endeffekt nichts geworden.

Unternehmen investieren oft viel Geld in die Produktion von „viralen“ Videos und sind dann enttäuscht, wenn sich die Clips nicht verbreiten. Welche Tipps gibst du diesen Unternehmen, um mehr Views zu erreichen?
Ich habe bei solchen Clips manchmal den Eindruck, als hätte ein Raum voll von alten Herren im Anzug beschlossen, ein “lustiges Video” im Internet machen zu wollen, weil sie gehört haben, dass YouTube super ist. Das ist ja an und für sich nicht schlimm, aber ich wünschte, Unternehmen würden dann mehr mit Personen, die die YouTube-Landschaft wirklich verstehen und sich selbst auch regelmäßig Videos ansehen, zusammenarbeiten. Das Medium ist so schnelllebig – etwas, was vor 5 Monaten auf YouTube total im Trend lang, interessiert mittlerweile vielleicht niemanden mehr. Für ein gutes, geplantes Viral-Video muss man wirklich am Puls der Zeit sein.

Und die Schlussfrage: Wenn du das Hellseher-Orakel anwirfst – wo siehst du dich in 2 Jahren? Wird’s dir dann noch Spaß machen, dein Leben auf YouTube zu kommentieren?
Bestimmt wird es mir in zwei Jahren noch viel mehr Spaß machen, als heute, weil die YouTube-Szene in Österreich dann hoffentlich viel größer ist! Es ist mein Ziel, meine Zuseher einfach weiterhin so lange zu unterhalten, wie sie sich für mich und meine merkwürdigen Witze interessieren.

Danke für das Gespräch! 

Links:
http://www.youtube.com/user/gretlproductions
http://www.facebook.com/gretlproductions
http://instagram.com/gretlproductions
http://twitter.com/MichiBuchinger
http://michaelbuchinger.blogspot.co.at

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf meinem Blog Digitalschmankerl.at.

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